Weniger Müll, mehr Zukunft: Nach dem Sortieren ist vor dem Recycling

A dynamic and visually striking image of recyclable materials captured in a blurred, spinning motion.

25. Okt. 2024

4 Min

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Anna Platzer

Anna Platzer

Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft eröffnen sich spannende neue Geschäftsmodelle. Und für unsere Transformation brauchen wir verlässliche Partner: Gemeinsam mit einem führenden Recycling-Unternehmen bauen wir eine innovative Sortieranlage für Altkunststoffe.

Wirft man einen Blick in die Medien, scheint unsere Welt in Müllbergen zu versinken. Neben der Belastung für Mensch und Umwelt gehen dabei auch wertvolle Rohstoffe verloren – zum Beispiel Kunststoffe. Denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht: Plastikfolien, Obstverpackungen, Joghurtbecher – all das sind potenziell wertvolle Einsatzstoffe zur Herstellung von Rezyklaten. Vorausgesetzt es klappt mit der Technologie. Weltweit wird an Anlagen gearbeitet, die Mischkunststoffe ökologisch und ökonomisch  sinnvoll verwerten und damit wesentlich zur Schaffung einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe beitragen sollen.

ReOil® ist unsere eigene patentierte chemische Recyclingtechnologie. Seit den ersten Versuchen vor 15 Jahren haben wir die Technologie gezielt weiterentwickelt, getestet und mehrere Pilotprojekte durchgeführt. Mittlerweile haben wir den Sprung von der Laboranlage hin zur voll in unsere Raffinerie integrierten Pilotanlage geschafft. Unsere Pilotanlage ReOil 100 ist seit 2018 in der Raffinerie Schwechat in Betrieb und hat bereits 29.000 Betriebsstunden absolviert. Unsere neue Anlage ReOil 2000 wird im zweiten Halbjahr 2024 in Betrieb gehen und die Jahresproduktion auf 16.000 Tonnen steigern. Als ideale Ergänzung zu etablierten mechanischen Recyclingverfahren wandelt die ReOil-Anlage in der Raffinerie Schwechat Altkunststoffe in kreislauffähige Rohstoffe zur Herstellung von Chemikalien, insbesondere hochwe rtigen Kunststoffen, um. Für diese und weitere Anlagen gilt es nun, das richtige „Futter“ zu finden. Und das ist trotz der vermeintlichen Müllberge gar nicht so einfach.

“Not all waste is created equal.”

Anna Platzer
responsible for the procurement of raw materials for OMV's ReOil plants

Aus alten Kunststoffen werden neue Rohstoffe


Denn Abfall ist nicht gleich Abfall. Bevor daraus wieder ein wertvoller Rohstoff wird, heißt es sammeln und sortieren. Je nach Herkunft des Abfalls und Art der Sammlung unterscheidet man grob drei Abfallströme, die Altkunststoffe enthalten: Wertstoffe aus der getrennten Sammlung (LWP i.e. lightweighted packaging), Restmüll sowie Gewerbe- und Industrieabfälle. 

Für unsere chemische Recyclingtechnologie sind nur bestimmte Kunststoffarten aus diesen Strömen relevant: „Wir brauchen für die ReOil-Anlage in erster Linie Polyolefine – wobei nur die Kunststoffe relevant sind, die nicht ohnehin mechanisch recycelbar sind und derzeit in der Verbrennung oder auf Deponien landen. Und genau diese Abfälle müssen wir im großen Stil beziehen, um unsere Anlagen auch in Zukunft zuverlässig betreiben zu können“, erklärt Anna Platzer, verantwortlich für die Rohstoffbeschaffung unserer ReOil-Anlagen.

Nach der Sortierung kommt die Aufbereitung


Ziel ist es, gemischte Kunststoffabfälle, die derzeit in erster Linie verbrannt werden, so zu verwerten, dass ausreichend Recyclingmaterial für eine nachhaltige Produktion von Waren und Verpackungen zur Verfügung steht. Das kann nur mit zuverlässigen Partnern gelingen. Abfallwirtschaftsunternehmen wie die in der Sortierung von Leichtverpackungsabfällen in Europa führende deutsche Interzero ist einer davon. „Interzero sortiert rund 30 % der Leichtverpackungsabfälle in Deutschland, das macht das Unternehmen zu einem idealen Partner für uns“, sagt Anna Platzer. 

In einer innovativen Sortieranlage in Süddeutschland werden OMV und Interzero künftig Mischkunststoffe zu chemischem Recycling-Feedstock verarbeiten – und damit für genügend Nachschub für unsere ReOil-Anlagen sorgen. „Mit einer Inputkapazität von 260.000 Tonnen pro Jahr wird die neue Sortieranlage die erste ihrer Art sein, die im großindustriellen Maßstab Rohstoffe für das chemische Recycling von OMV herstellt“, so Anna Platzer. „Die Kooperation mit Interzero eröffnet uns den Zugang zu einem Drittel der Leichtverpackungsabfälle im größten europäischen Markt.“

Noch mehr Altkunststoffe sinnvoll verwerten


Für das chemische Recycling geeignete Altkunststoffe finden sich aber auch im Restmüll. „Altkunststoffe im Restmüll könnten künftig aussortiert und aufbereitet werden und danach als Rohstoffquelle für unsere ReOil-Anlagen dienen“, sagt Anna Platzer.

Was einmal mehr deutlich macht: Abfall ist nicht gleich Abfall – und in der Verwertung steckt viel Pioniergeist und partnerschaftliche Zusammenarbeit.