Innovation & Technology Center: Das Unsichtbare sichtbar machen
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Wäre da nicht die auffällige Drehung des Gebäudes, würde man beim Eingangsbereich des OMV Innovation & Technology Centers vielleicht an ein schmuckes Firmengebäude denken. Aber schon bald verdichten sich Hinweise, dass man hier auf eine spannende Reise in unterirdische Welten aufbrechen kann.
„Wir zeigen die Suche und Förderung von Erdgas und Erdöl - wobei unter der Erde viel mehr passiert als an der Oberfläche. Wir wollen das Unsichtbare sichtbar machen“, erklärt Andreas Walk, der kreative Kopf hinter dem OMV Innovation & Technology Center (ITC). Das „Unsichtbare“ sind die Upstream-Technologien der OMV bei der Suche und Förderung von Öl und Gas.
Das ITC wurde im Sommer 2020 eröffnet und befindet sich am Standort Gänserndorf (Österreich). Mitten in einem der ältesten Ölfördergebiete Europas und damit gleichzeitig der Wiege der OMV Forschungs- und Innovationstätigkeiten.
Die Idee dafür kam von Johann Pleininger, dem OMV Vorstand für den Bereich Upstream: „Das Weinviertel ist das ‚Open Air Labor‘ der OMV. Wir haben die Ölforderung direkt vor der Haustür. Von hier aus entwickeln und verbessern wir unsere Technologien, die dann weltweit zum Einsatz kommen. Diese technologische Kompetenz soll das ITC sichtbar machen.“
Das Weinviertel ist das ‚Open Air Labor‘ der OMV. Wir haben die Ölforderung direkt vor der Haustür. Von hier aus entwickeln und verbessern wir unsere Technologien, die dann weltweit zum Einsatz kommen. Diese technologische Kompetenz soll das OMV Innovation & Technology Center sichtbar machen.
Johann Pleininger, Chief Upstream Operations Officer, OMV Aktiengesellschaft
Einmal rundherum
Der Empfangsbereich spielt mit seiner rund angelegten Architektur und den kreisförmigen Lichtspielen an der Decke erneut auf die Drehung an. Warum sich hier alles dreht, ist klar: „Die 15-Grad-Drehung des Hauses symbolisiert die Drehbewegung eines Bohrstrangs“, sagt Andreas Walk.
Nur ein paar Stufen hinauf und man tritt durch eine Tür ins Dunkel, quasi in das Innere eines überdimensionalen Bohrers. Die Besucherinnen und Besucher reisen vom Weinviertel hinaus zu den OMV Produktionsstätten in aller Welt – zu Land und am Meer. Sie tauchen ein in verschiedene Gesteinsebenen und Lagerstätten. Und bekommen einen Überblick über die wichtigsten Technologien, sowie die von den Technikerinnen und Technikern der OMV entwickelten Verbesserungen dieser Technologien.
Im OMV Innovation & Technology Center zeigen wir die Suche und Förderung von Erdgas und Erdöl - wobei unter der Erde viel mehr passiert als an der Oberfläche. Wir wollen das Unsichtbare sichtbar machen.
Andreas Walk, ITC Manager, OMV Exploration & Production GmbH
Technologien rund um den Bohrer
Nach der multimedialen Show führt die Tour in die ersten drei Ausstellungsbereiche Geologie & Geophysik, Bohrtechnik (Drilling) und Fördertechnik (Artificial Lift), die sich um den blinkenden „Bohrer“ winden und den Besuchern die Welt der Suche und Förderung von Öl und Gas näherbringen.
„Wir fangen mit einem kartographischen Gedankenmodell des Geologen an, noch ohne technische Hilfsmittel, nur mit dem, was er weiß, was da unten sein könnte“, erklärt Walk. Dargestellt wird dies mit einem Gesteinsrelief an der Wand. Es folgen die Seismik und die digitale Aufbereitung der Daten: Eine potenzielle Lagerstätte ist da, aber gibt es hier Öl – und wenn ja, wie viel? Mit den Ergebnissen einer Explorationsbohrung kann unter anderem auch die Porosität des Gesteins festgestellt werden, „je poröser, umso effektiver ist es, Öl zu fördern“, weiß Walk.
Wie sich ein Bohrmeißel „fühlt“, erfährt man kurze Zeit später an einem Modell, das eine reale Bohrung widerspiegelt. Im Zeitraffer geht es in 17 Tagen auf 2.500 Meter hinunter, anfangs vertikal, dann horizontal. Und tatsächlich, es wird Öl gefunden! Wie weit es hinunter geht, untermalt auch ein bemerkenswertes Ausstellungsstück: ein Bohrkern aus über 8.500 Metern Tiefe – oder „Teufe“ wie Fachleute es nennen. Dabei handelt es sich um den am tiefsten je geförderten Bohrkern in Europa, ein Schwarzschieferstein, vor etwa 155 Millionen Jahren aus Faulschlamm entstanden. Und die Bohrung fand nur 25 Kilometer vom ITC entfernt statt.
Hier kommt die Kür
Noch einmal um die Kurve und bergauf in die nächste Ebene der Ausstellung: „Was wir bisher gesehen haben, war das Pflichtprogramm. Jetzt kommt die Kür, hier geht es um die Effizienz und um technologische Meisterleistungen“, macht Andreas Walk neugierig auf die kommenden Stationen: Smart Oil Recovery, Material & Corrosion, Salzwasseraufbereitung und Nanotechnologie. Es geht um Forschung & Entwicklung, um Innovation - etwa welchen Einfluss das Salzwasser auf Material und Förderung hat.
Moment - wieso eigentlich Wasser? Noch heute werden 15 Prozent des österreichischen Erdgas und 10 Prozent des Erdöl-Bedarfs im Weinviertel gefördert. Aber was vielen nicht bewusst ist: Bei der Förderung kommt nicht nur Öl ans Tageslicht, sondern auch Salzwasser. Über 90 Prozent sogar. „Es ist altes, eingeschlossenes Meerwasser, aus Tiefen bis zu 6.000 Metern.“
Öl, Gas und Wasser müssen natürlich getrennt werden. Wichtig ist, dass das Wasser dabei gut gereinigt, gefiltert und aufbereitet wird, um danach wieder in die Lagerstätte geleitet zu werden und so den natürlichen Druck in der Lagerstätte aufrecht zu erhalten. Bei der Reinigung von Wasser werden innovative Methoden herangezogen – umso überraschender, dass dabei Walnussschalen zum Einsatz kommen.
Vom Einblick zum Ausblick
Ganz oben im Gebäude angekommen, eröffnet sich den Besucherinnen und Besuchern beim Verlassen der Ausstellung ein Blick in die „reale Welt“ des Weinviertels. „Wir nennen diese Plattform auch ‚Energieterrasse‘“, so Andreas Walk. So einiges kommt hier zu Tage: „Vieles, was uns in der Ausstellung begegnet ist, ist auch draußen sichtbar.“ Und sogar noch ein bisschen mehr: Mit freiem Auge und virtuellem Fernrohr sind in unmittelbarer Nähe Pferdekopfpumpen der OMV zu erkennen, aber auch Windräder und eine Photovoltaikanlage sieht man. Letztere übrigens die größte Österreichs – und ebenfalls von der OMV.