Nicht lange fackeln
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Wenn man an einer Raffinerie vorbeifährt, kann es vorkommen, dass man hoch über den Tanks und Produktionsanlagen eine Flamme flackern sieht. Das wirkt vielleicht bedrohlich, ist aber kein Grund zur Sorge. Denn die so genannten Hochfackeln sind Teil des Sicherheitssystems, welches einen sicheren Betrieb der Raffinerie garantiert.
„Die Hochfackeln haben zwar nur selten eine Aufgabe zu erledigen, aber wenn sie gebraucht werden, ist ihre Funktion umso wichtiger“, erklärt Harald Hess, Leiter für HSSE im Geschäftsbereich Downstream und damit auch zuständig für die Sicherheit in den OMV Raffinerien. Läuft die Raffinerie im Normalbetrieb, kommen die Hochfackeln gar nicht erst zum Einsatz. Überschüssige Gase, die in den Raffinerieprozessen anfallen und nicht zu weiteren Produkten verarbeitet werden können, werden aufbereitet und in der Regel als Heizgas in Prozessöfen oder Kraftwerken eingesetzt.
Wir setzen ständig Maßnahmen, um die Brenndauer der Fackeln möglichst gering zu halten. Jede Tonne Kohlenwasserstoff, die über die Fackeln verbrannt wird, ist für uns ein Verlust. Wir sind bestrebt, dass wir die gesamte Menge der überschüssigen Prozessgase in unsere Prozessöfen zurückführen.
Harald Hess, Leiter HSSE Downstream, OMV Refining & Marketing
Light my fire – nur im Ausnahmefall
Es gibt aber Situationen, in welchen in kurzer Zeit so große Mengen Gas anfallen, dass eine Weiterverwendung oder Speicherung nicht mehr möglich ist – beispielsweise, wenn Anlagen für Wartungsarbeiten oder ungeplant außer Betrieb genommen werden müssen. „Abfackeln – also das Verbrennen über Fackeln – ist dann der beste Weg, um das Gas möglichst rasch umweltverträglich und sicher zu neutralisieren. Dabei werden die Gase über das Fackelsystem vollständig verbrannt“, so Harald Hess. Aber eigentlich ist das Gas aus Produktionsprozessen viel zu wertvoll, um es abzufackeln, darum gilt in jeder Raffinerie die Devise: Nicht lange fackeln!
Kontrollierte Gasverbrennung
In etwa 60 Metern Höhe, an der Spitze der weithin sichtbaren Hochfackeln, ist die Verbrennung ungefährlich. Die Überschussgase werden rückstandsfrei zu Wasserdampf und Kohlendioxid verbrannt. Die Verbrennungsabgase bestehen aus Stoffen, die auch jeder Privathaushalt mit seiner Heizung abgibt. „Mit Hilfe von Dampf wird aus der Umgebung zusätzlicher Sauerstoff angesaugt, damit können die Gase vollständig verbrannt werden, und die Fackel rußt nicht“, erklärt Harald Hess.
Rede, Antwort & Aufklärung
Aktiver Betrieb der Hochfackel ist von Weitem zu sehen. Um Ungewissheit bei Anrainern vorzubeugen und für direkten Draht zu Anrainern gibt es z.B. in der Raffinerie Schwechat das Grüne Telefon, eine rund um die Uhr verfügbare Hotline zum Schichtleiter, der alle Fragen und Anliegen rund um die Raffinerie und so auch den Fackelbetrieb beantwortet.