Jetzt ist Schluss damit! Null, aus, Zero Routine Flaring
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Bei der Gewinnung von Erdöl bekommt man neben dem Öl auch noch Wasser und Gas. Das Wasser wird gereinigt und dann wieder zurück gepumpt. Mit dem so genannten Begleitgas ist das etwas anders: Meistens kann das Gas verwendet, in ein bestehendes Gasnetz eingeleitet oder dorthin zurückgepumpt werden wo es herkommt. Aber manchmal geht das alles nicht. Ist das der Fall, kommt das sogenannte routinemäßige „Flaring“ – das Abfackeln oder Ablassen von Gas zum Einsatz. Und damit ist jetzt bald Schluss!
‚Zero Routine Flaring‘
Hier knüpft die „Zero Routine Flaring by 2030“–Initiative der Weltbank an, der die OMV Anfang 2017 beigetreten ist. An der Initiative nehmen Regierungen, Erdölunternehmen und Entwicklungseinrichtungen teil, die erkannt haben, dass das routinemäßige Abfackeln und Ablassen von Gas aus Umweltsicht zu vermeiden ist und es auch einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen widerspricht. Die Unterstützer der Initiative verpflichten sich gemeinsam dazu, das routinemäßige Abfackeln und Ablassen von Gas bis zum Jahr 2030 gänzlich einzustellen. Ausgenommen ist das Sicherheitsabfackeln, das erfolgt, wenn es die Sicherheit zum Betrieb der Anlage verlangt. Denn Sicherheit geht vor.
Um den Klimawandel einzudämmen sehen wir es als unsere Aufgabe, verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen. Eines der obersten Ziele unserer Carbon Strategie ist daher der Ausstieg aus dem routinemäßigen Abfackeln. Deswegen unterstützen wir die Zero Routine Flaring‘-Initiative der Weltbank.
Brigitte Bichler, Leitung Umweltmanagement, OMV Aktiengesellschaft
16.000 Fackeln weltweit
Abfackeln von Begleitgas findet auf Ölproduktionen auf der ganzen Welt statt. Satelliten-Daten zeigen über 16.000 solcher Fackeln in rund 90 Ländern. Die Folgen des Abfackelns von rund 140 Milliarden Kubikmetern Gas jährlich sind mehr als 300 Millionen Tonnen CO2 die in die Atmosphäre ausgestoßen werden. „Tausende Gasflammen durch Abfackeln rund um den Globus. Das ist zu viel – ökologisch wie auch ökonomisch.“ meint Brigitte Bichler, die in der OMV für Umweltmanagement zuständig ist. Das Klima freut sich natürlich über jede Tonne CO2, die eingespart werden kann. Aber auch wirtschaftlich gesehen macht es keinen Sinn, das Gas nur zu verbrennen. Begleitgas abzufackeln ist unproduktiv und kann leichter vermieden werden, als andere CO2 Emissionen.
Was kann man mit „Begleitgas“ machen?
Technisch gesehen kann dieses Gas auch wieder in das Ölreservoir injiziert werden, um damit die Ölproduktion zu erhöhen. Da es sich um „gewöhnliches“ Erdgas handelt, kann es darüber hinaus aber überall verwendet werden, wo Erdgas zum Einsatz kommt: zur Energieerzeugung, als Rohstoff für die Herstellung chemischer Stoffe, zum Heizen von Häusern, zum Betanken von CNG Autos usw. „Seit 2008 haben wir unsere jährlichen direkten CO2 Emissionen durch Energieeffizienzmaßnahmen in unseren Produktionsstätten um 1 Million Tonnen reduziert. Wir sind damit am richtigen Weg!“
Tunesien und Rumänien zeigen, wie es gehen kann
Bisher wurde der benötigte Strom aus Diesel-Generatoren gewonnen. In einem 3-stufigen Prozess verläuft ein Projekt zur Gasverwertung in Waha, im Süden Tunesiens. Zu Projektbeginn fehlte die Infrastruktur zur Verwendung des Begleitgases. In der ersten Projektphase wurde das Gas verdichtet und durch eine neu gebaute, 5 km lange Pipeline dem tunesischen Gasmarkt zugeführt. Im zweiten Schritt werden zwei Dampfrückgewinnungseinheiten installiert, um damit das verbleibende Niedrigdruckgas entsprechend behandeln zu können. Die Konstruktion einer 50 km langen Gasleitung vom Anaguid Block zur Waha Gasverwertung findet in der dritten Phase statt. Das gesamte Projekt wird jährlich etwa 120.000 Tonnen CO2 Emissionen einsparen.
Durch die Nutzung des Begleitgases für die Stromerzeugung sind wir in unseren Onshore Upstream Aktivitäten in Rumänien zu über 50% unabhängig von externen Stromlieferanten. In ein paar Jahren wollen wir auf diesem Gebiet autark sein. Damit sparen wir Produktionskosten und CO2 Emissionen. Das sind echte Sparprojekte!
Nicusor Nacu, Department Manager of Energy Efficiency Program, OMV Petrom
Im Konzern ist Rumänien der Star unter den CO2 Sparern
OMV Petrom geht mit „Gas-to-Power“ (G2P) und Kraft-Wärme-Koppelungen (kurz KWK Anlagen) in Rumänien einen anderen Weg: das Gas wird in Strom bzw. Wärme verwandelt und gleich wieder für den Eigenbedarf verwendet. Mittlerweile gibt es 31 solcher Projekte mit einer Gesamtkapazität von 65 MW. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von rund 270.000 Haushalten. Um langfristig den gesamten Stromverbrauch der OMV Petrom onshore Upstream Aktivitäten abzudecken, werden in den nächsten Jahren weitere 13 solcher Kraftwerke entstehen.
„Zero Routine Flaring by 2030“-Initiative
Gegründet 2015 gemeinsam mit dem damaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki Moon ins Leben gerufen, um nach dem Pariser Klimagipfel ein ambitioniertes Ziel vorzugeben. Derzeit sind 22 Regierungen, 29 Öl- und Gasunternehmen und 13 Entwicklungseinrichtungen an der Initiative beteiligt. Regierungen und Ölunternehmen die sich an der Initiative beteiligen, erstatten einmal im Jahr darüber Bericht, wie sie bei der Umsetzung der Anforderungen der Initiative vorankommen. Bei einem typischen Gaspreis in den USA von ungefähr 4 US$/Millionen btu wären die 145 Milliarden Kubikmeter, die jedes Jahr abgelassen oder abgefackelt werden, ungefähr 20 Milliarden US$ wert. Die OMV ist der Zero Routine Flaring Initiative Anfang 2017 beigetreten.
Mehr Informationen: The World Bank – Zero Routine Flaring by 2030