Casing Drilling: Bohren mit Rohren
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Womit bohrt man nach Öl? Darauf gibt es mehr als eine Antwort: Die meisten Unternehmen setzen auf die klassische Methode, in der ein Bohrmeißel am Ende des Bohrgestänges das Loch bohrt. Beim Casing Drilling hingegen wird mit dem so genannten Futterrohr gebohrt. Das spart eine Menge Zeit.
Man bohrt ein tiefes Loch in die Erde und mit etwas Glück sprudelt dann kostbares Erdöl heraus. Diese doch etwas romantische Traumvorstellung weiß Stefan Knehs zu korrigieren. Der Drilling Manager kennt die Realität. Und die ist geplant, hochgradig technisch und hat mit glücklichen Zufällen nur wenig zu tun. Dazu kommt ein hoher Grad an Professionalisierung und Methodik. Denn es gibt nicht nur einen Weg, um nach Erdöl zu bohren.
Viele Wege führen zum Öl
Bei der Standardmethode nutzen die Expertinnen und Experten einen Bohrmeißel, der sich am Ende des Bohrgestänges befindet. Mit dessen Hilfe wir das Loch in die Tiefe gebohrt. Das so genannte Bohrklein, also das durch den Bohrmeißel zerkleinerte Gestein, wird zur Erdoberfläche befördert und mit zusätzlichen eingebrachten Rohren wird das Bohrloch stabil gehalten. Danach wird der Rohstoff abgepumpt. „Beim Casing Drilling wird das Futterrohr zum Bohren verwendet, dieses stabilisiert gleichzeitig das Bohrloch und so ist das Nachlegen von zusätzlichen Rohren überflüssig“, erklärt Stefan Knehs die Vorteile der Methode.
Zeitersparnis und Sicherheit durch Casing Drilling
Zeitersparnis ist neben Sicherheit der größte Vorteil. Durch den größeren Durchmesser der Rohre erhöht sich die Bohrlochstabilität, was schnelleres Bohren erlaubt. Weil das Rohr mit dem gebohrt wird, gleich im Loch verbleibt, spart man sich im Vergleich zur konventionellen Methode das Ausbauen der Bohrgarnitur – eine schwere und anstrengende Arbeit. So gelangt man durch diese Methode gelangt schneller und wesentlich sicherer ans Ziel.
Als wir Casing Drilling zum ersten Mal testeten, war noch nicht ganz klar, inwiefern das Auswirkungen auf Folgeprojekte haben kann. Doch rückblickend ist es ein immens befriedigendes Gefühl, täglich in die Arbeit zu gehen und zu wissen, dass man eine Methode mitetabliert hat, die sicherer ist und wirtschaftliche Vorteile bringt.
Stefan Knehs, Drilling & Workover Manager, OMV Austria
Erfahrung bringt’s
Im Wiener Becken bohrt die OMV schon seit über 60 Jahren nach Erdöl. Das bringt nicht nur viel Erfahrung, sondern auch viele Vergleichswerte. „Weltweit setzen nur wenige Unternehmen Casing Drilling ein, in Europa sind OMV und OMV Petrom derzeit sogar die einzigen“, erklärt Stefan Knehs. „Einerseits ist die Beschaffenheit des Bodens maßgeblich für den Einsatz von Casing Drilling – und im Marchfeld haben wir hier beste Voraussetzungen. Anderseits fördern wir hier schon seit vielen Jahrzehnten und können so ganz genau sagen, was eine Methode im Vergleich zu einer anderen an Vorteilen bringt.“
Als es 2009 die ersten Versuche mit Casing Drilling gab, stellten sich die Erfolge nicht unmittelbar ein. Und so wurde wieder darauf verzichtet. Vier Jahre später jedoch nahm man sich der Methode nochmal an, denn die Vorteile von Casing Drilling sind evident. Und bei diesem zweiten Anlauf gelang es schließlich. Stefan Knehs erinnert sich: „Nach gewissen Adaptionen und Learnings hat sich Casing Drilling als optimale Variante etabliert und seither benutzen wir in Österreich vorwiegend diese Methode bei Errichtung von Bohrungen zur Erdöl- und Erdgasförderung.“
Mehr Details zum Thema Casing Drilling gibt’s im folgenden Video: