Auf Spurensuche im Raffinerie Labor
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Im Labor und den Anlagen der Raffinerie Schwechat ist die Chemikerin Martina Jüttner in Sachen Qualitätskontrolle verschiedensten Stoffen auf der Spur – und das nun schon seit über 40 Jahren. Was sich in all der Zeit verändert hat, oder eben auch nicht, erzählt sie uns hier.
Es ist ein Sommer in den späten 1970ern, als Martina Jüttner ihr Ferialpraktikum in der Raffinerie Schwechat beginnt: Im Wasserlabor fängt sie sozusagen Feuer. Im Herbst 1979 kommt sie dann als Chemikerin ins Unternehmen und bleibt der OMV und dem Labor jetzt schon seit über 40 Jahren treu.
Nach und nach weitete sie ihren Tätigkeitsbereich auf die gesamte Produktion und sämtliche Produkte der Raffinerie aus – also zum Beispiel Benzin, Diesel und Kerosin: Martina Jüttner entnimmt dazu Produktproben aus den Anlagen, analysiert und testet die Stoffe. „Ich suche nach geringen Mengen von Stoffen, die im Endprodukt nicht erwünscht sind – etwa Schwefelverbindungen“, erklärt sie. Sie begleitet den gesamten Produktionsprozess bis hin zum fertigen Produkt, das die Raffinerie verlässt. „Zum Beispiel auch für ein besonders wichtiges und hochwertiges Produkt – unseren Flugzeugtreibstoff. Den begleite ich schon seit Jahren und schaue darauf, dass alle Vorgaben eingehalten werden und die Qualität bis ins kleinste Detail stimmt“, sagt Martina Jüttner, die fast 20 Jahre lang die Qualitätskontrolle im Labor für die gesamte Raffinerie leitete.
Wie das damals war, als Frau in einem technischen Beruf, noch dazu in einer eher männlich dominierten Branche? „Ganz normal“, meint Martina Jüttner, „für mich zählt, was jemand kann und wie er oder sie sich als Person verhält. Egal, ob Mann oder Frau. Und so habe ich das auch schon immer in der Raffinerie erlebt.“
Für mich zählt, was jemand kann und wie er oder sie sich als Person verhält. Egal, ob Mann oder Frau. Und so habe ich das auch schon immer in der Raffinerie erlebt.
Martina Jüttner, Quality Advisor, OMV Raffinerie Schwechat
Zwischen Reagenzglas und Rektifikationskolonne
Frauen gab es natürlich auch schon Ende der Siebziger in der OMV, im technischen Bereich allerdings ausschließlich im Labor, erinnert sich Martina Jüttner – die übrigens ebendort dann doch auch einen Mann fand: ihren zukünftigen Ehemann nämlich.
„Ich hatte aber auch engen Kontakt zur Produktion und war viel draußen in den Anlagen unterwegs. Dort haben damals tatsächlich hauptsächlich Männer gearbeitet. Da war ich also gewissermaßen doch die Erste.“ Die paar skeptischen Kollegen hat sie schnell davon überzeugt, dass sie über das nötige technische Wissen verfügt, und so war die Geschlechterdiskussion auch schon wieder vorbei, bevor sie begann. Und heute „ist es völlig normal, dass Frauen als Operator auf den Anlagen unterwegs sind. Es wundert sich wirklich niemand mehr, wenn eine Frau im Blaumann im Einsatz ist. Das ist schon eine deutliche Entwicklung“, sagt sie.
Große Mengen, geringe Spuren
Was sie selbst schon vor 40 Jahren dazu gebracht hat, einen technischen Beruf zu wählen? „Ich habe das grundlegende technische Interesse mit Sicherheit von meinen Eltern mitbekommen. Generell denke ich, dass Kinder – egal ob Bursch oder Mädchen – nur dann ein Interesse an diesen Themen entwickeln, wenn ihnen Personen in ihrer Umgebung das näherbringen und auch eine gewisse Faszination wecken.“ Und außerdem hat ihr das große, abwechslungsreiche Umfeld der Raffinerie gut gefallen. „Für mich als Chemikerin ist es sehr beeindruckend, wenn wir mit unseren Analysen nach ganz geringen Spuren von unerwünschten Stoffen in wirklich großen Produktionsmengen suchen.“
Umso besser, dass sie seit einigen Jahren ihren über die Jahrzehnte gewachsenen Erfahrungsschatz an die nächste Generation im Labor und in den Anlagen weitergibt – damit auch nicht die geringste Spur davon verloren geht.