Nord Stream 2 entmystifizieren: OMV’s Gründe, sich am Projekt zu beteiligen
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Das Infrastrukturprojekt „Nord Stream 2“ ist (politisch) kontroversiell und viel debattiert. Steigende europäische Gasnachfrage, wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile, die sich aus dem Projekt ergeben, werden oftmals vernachlässigt – genau deswegen wollen wir “Homo Oeconomicus” an Stelle von “Homo Politicus” zu Wort kommen lassen. Also haben wir mit Reinhard Mitschek, Senior Vice President verantwortlich für Gaslogistik und Internationale Projekte, gesprochen, um die Gründe hinter OMV’s Beteiligung bei Nord Stream 2 besser zu verstehen.
Europäischer Gasbedarf wird mit höheren Gasimporten gedeckt werden müssen
Heutzutage werden etwa 45% des europäischen Gasbedarfs mit heimischer Produktion gedeckt. Jedoch sind Europas Gasfelder immer mehr ausgeschöpft, während laut Prognosen der europäische Bedarf nach Gas auf dem derzeitigen Stand konstant bleiben wird. Daher wird Europa künftig sowohl Importe von Flüssigerdgas (LNG = Liquefied Natural Gas) als auch Pipelinegas benötigen, um seine Nachfrage zu decken. Renommierte Institutionen wie das Institut für Höhere Studien (IHS) erwarten, dass Europas Gasimporte in den kommenden 20 Jahren um fast 30% wachsen werden. Das ist der Grund, warum sowohl neue Gastransportrouten als auch bestehende Pipelines benötigt werden.
Nord Stream 2 verbindet Europa mit Russlands enormen Gasreserven
Am Beginn des vorherigen Jahrzehnts hat Gazprom erfolgreich nach Erhalt aller notwendigen Genehmigungen die Nord Stream 1 Pipeline errichtet. Seit diesem Zeitpunkt beliefert Nord Stream 1 verlässlich Gas nach Europa.
Nord Stream 2 ist ein Infrastrukturprojekt bestehend aus einem Gaspipeline System, das durch das Baltische Meer gehend der Route von Nord Stream 1 folgt. Die Rohrverlegung für Nord Stream 2 hat im Sommer 2018 begonnen. “Die beiden Pipelines verbinden das EU Gasüberlieferungssystem direkt mit den enormen Gasreserven von Bovanenkovo auf Nordrusslands Halbinsel Yamal. Gazprom ist der Halter der weltweit größten Gasreserven (47 Billionen Kubikmeter) und hält in dieser Region alleine mehr als doppelt so viel Gas (4,9 Billionen Kubikmeter) wie die gesamt nachgewiesenen Reserven der EU (1,9 Milliarden Kubikmeter),” erklärt Reinhard Mitschek. Die Länge der Pipeline beträgt in etwa 1.200 Kilometer mit zwei parallel verlaufenden Bahnen entlang des Meeresbodens. Die Gesamtkapazität von Nord Stream 2 wird 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr betragen. Um das in Relation zu setzen: dies ist genug Erdgas, um mehr als 26 Millionen europäische Haushalte für ein Jahr mit Erdgas zu versorgen.
In Bezug auf die Finanzierung ist Nord Stream 2 gänzlich vom alleinigen Eigentümer und den fünf internationalen Geldgebern finanziert. Während Gazprom 50% der Gesamtkosten trägt, übernehmen OMV, Shell, Engie, Wintershall und Uniper gemeinsam die Finanzierung der restlichen 50%, während sie Zinsen auf die zur Verfügung gestellten Kredite erhalten. “Es werden weder Subventionen noch etwaige andere Formen von staatlichen Unterstützungen benötigt. Schlussendlich bedeutet dies, es gibt keine Zusatzkosten für europäische Steuerzahler. Stattdessen erhalten europäische Lieferanten Aufträge für die Zulieferung von Materialien und anderer Serviceleistungen in Höhe von mehreren Milliarden Euro,“ fügt Mitschek hinzu.
Sobald das russische Erdgas das EU Gasnetz erreicht, werden substanzielle Gasmengen weiter nach Deutschland, Tschechien und die Slowakei geleitet, um schlussendlich in Österreichs Gashub Baumgarten zu landen. Diese zusätzlichen Gasvolumina werden Baumgartens Rolle als wichtiges Gashub für Zentraleuropa als auch für den internationalen Gastransport stärken und werden obendrein die Versorgungssicherheit von Gas für Zentral- und Südosteuropa verbessern.
Nord Stream 2 ist ein win-win-win Projekt für Europa, Gazprom und OMV
OMV und Gazprom blicken auf eine langfristige Partnerschaft zurück, die letztes Jahr sogar ihren 50. Geburtstag gefeiert hat. In all diesen Jahren hat Gazprom sich als verlässlicher Partner bewiesen. Mit OMV’s Teilnahme an Nord Stream 2 wird diese strategische Partnerschaft nur weiter vertieft und gefestigt. Es ist außerdem wichtig zu betonen, dass Nord Stream 2 kommerziell gesehen ein attraktives Projekt ist. Mitschek erzählt uns: “die wirtschaftlichen Gründe stehen bei Nord Stream 2 im Vordergrund.” Nord Stream 2 macht wirtschaftlich in dreifacher Hinsicht Sinn. Erstens, mit seinen enormen Gasfeldern ist Gazprom in der Lage, Erdgas über einen deutlich kürzeren Weg mit direkter Verbindung zum europäischen Markt zu transportieren. Zweitens, OMV wird Zugang zu preislich wettbewerbsfähigem Gas erhalten und wird schlussendlich das Angebot für seine Kunden sichern. Zu guter Letzt wird Europa von wettbewerbsfähigem Gas in seinen Märkten profitieren. “Niedrigere Gaspreise werden im Umkehrschluss die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrien als Ganzes erhöhen und damit das Gas für europäische Haushalte leistbar machen. Alles in allem ist es also eine win-win-win Situation für Europa, Gazprom und OMV”, erklärt Mitschek.
Nord Stream 2 wird Europa wettbewerbsfähige und verlässliche Gaslieferungen sichern. Es wird Baumgartens führende Rolle als Gashub für Zentraleuropa stärken und OMV’s strategische Kooperation mit Gazprom – dem Halter der größten Gasreserven der Welt – festigen! Reinhard Mitschek, OMV SVP für Gaslogistik und Internationale Projekte
Diversifizierung von Gasquellen und Gaszulieferrouten ist der Schlüssel
Die Diversifizierung von Gasquellen als auch Gaszulieferrouten ist und wird auch künftig der Schlüssel für nachhaltige Gasimporte nach Europa sein. Generell bedeutet dies, dass zusätzliche Quellen und Routen – LNG als auch Erdgas – die Versorgungssicherheit in Europa steigern und einen wettbewerbsfähigen europäischen Gasmarkt schaffen werden.
Während LNG sich dazu eignet, Europas Gasangebot zu verbessern und vor allem Zeiten von erhöhter Nachfrage zu decken, ist es derzeit nicht die bevorzugte Option, um Basisimporterfordernisse zu erfüllen. Auf dem weltweiten LNG Markt konkurriert Europa oft mit höheren Gaspreisen in Asien. Bedingt durch die künftig sinkende europäische Gasproduktion und den dadurch entstehenden steigenden Angebotsmissstand, wird künftig mehr LNG importiert werden. Nichtsdestotrotz ist zu sagen, dass LNG Anbieter attraktivere Konditionen werden anbieten müssen, um auf dem europäischen Markt wettbewerbsfähig zu sein. Mitschek gibt uns einen weiteren Einblick: “In diesem Zusammenhang ist zu sagen, dass der Transport über Pipelines deutlich günstiger ist als LNG. Dies ist auch im Nutzungsgrad der gesamten Infrastruktur ersichtlich: im Jahr 2018 wurden LNG Terminals unter 30% genutzt, während russische Importpipelines auf ständig hoher Nutzung lagen.”
Gas liefert einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der europäischen Klimaziele
Um die europäischen Klimaziele zu erreichen wird der Anteil von Erdgas im Gesamtenergiemix steigen müssen. Dies wird es Europa ermöglichen seine kohlebasierte Stromerzeugung zu reduzieren. “Gas ist eine vielseitige, leistbare, vergleichsweise kohlenstoffarme Antwort auf die Klimaherausforderung. In einem komplett wettbewerbsfähigen Markt würde es die Kohlenstoffemissionen zu vergleichsweise niedrigen Kosten reduzieren. Außerdem ist es der perfekte Partner und der Rückhalt für erneuerbare Energien, da es Zeiten von hohem Energiebedarf abfangen kann, wenn Sonne oder Wind ausfallen,” bemerkt Mitschek. Gas kann überdies die Lösung für das heutige Stromspeicherproblem sein: es kann nämlich einfach zu wirtschaftlich und technologisch kostengünstigen Konditionen gespeichert werden.
Abhängig von der Technologie, die verwendet wird, produzieren gasbetriebene Stromkraftwerke ungefähr 50% weniger CO2 als kohlebasierte Stromkraftwerke. “Wenn Gas an Stelle von Kohle in der Stromerzeugung verwendet würde, würden die 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas, die die Jahreskapazität von Nord Stream 2 alleine ausmachen, ausreichen, um 160 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen. Wenn man darüber nachdenkt, entspricht dies dem Äquivalent von 14% der gesamten EU CO2 Emissionen aus Stromerzeugung – oder den Emissionen von etwa 30 Millionen Autos pro Jahr. Dies ist ein enormer Effekt,” analysiert Mitschek.
Außerdem ist Nord Stream 2 die kürzeste Route vom Gasfeld Bovanenkovo, das wiederum bedeutet viel weniger Treibstoffgas und viel niedrigere CO2 Emissionen im Vergleich zu anderen Routen. “Abhängig von der Distanz, die von LNG Schiffen hinterlegt wird, würde ein Transport der entsprechenden Menge LNG in zusätzlichen Emissionen bis zu 45 Millionen Tonnen CO2 resultieren – dies entspricht in etwa den Emissionen von 8 Millionen Fahrzeugen pro Jahr,” sagt Mitschek abschließend.
Größe: 382 Meter mal 124 Meter – anders gesagt: ungefähr 6 Fusballfelder hätten auf diesem Rohrverlegeschiff Platz; die Länge des Verlegeschiffes entspricht der Höhe des Empire State Building in New York
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